CD T E ST
VOLLVERSTÄRKER
wir es hier mit einem supergünstigen Ver-
stärker zu tun haben, der ein enormes Maß
an audiophilem Geist in sich trägt. Nicht
nur, dass dieser NAD in seiner Preisklasse
praktisch konkurrenzlos dasteht - er spielt
auch noch mit einer Neutralität, inneren
Ordnung und einer Aufgeräumtheit, die
sogar mehrere Hundert Euro weiter oben
noch keine Selbstverständlichkeit wären.
Die Abstimmung ist ins-
gesamt etwas dunkler ge-
halten. Stimmen
klingen
dadurch angenehm seidig
und mild, haben aber trotz-
dem eine hohe Präsenz. Sei-
ne Auflösung kann
sich
locker mit der des C325
messen. Die enormen Dy-
namikreserven sorgen da-
für, dass dem Amp auch in üppig instru-
mentierten, orchestralen Passagen nicht die
Puste ausgeht. Während es ihm selbst hier
gelingt, die Bühne klar und plastisch aufzu-
fächern, erreicht er jedoch nicht ganz die
räumliche Tiefe seines großen Bruders.
Insgesamt ist der C315 BEE also ein ent-
spannter und vor allem unkomplizierter
Gewusst wie: Zwei Birnen erfüllen im 315er den-
selben Zweck, für den in größeren Modellen
mehrere Platinen mit Bauteilen bestückt werden
Verstärker, dessen Klang deutlich überdas
hinausgeht, was man in der Klasse erwartet.
In Kombination mit einem besonders wir-
kungsgradstarken Lautsprecher kommt so-
gar eine Extraportion an Spaßfaktor hinzu.
Näher ist NAD an den Geist des 3020 seit
Außerdienststellung dieser Legende wohl
nicht mehr herangekommen. Der kleine
Amp bietet einen hervorragenden, schnör-
kellosen Klang zum Tiefstpreis. Er ist ein
Vitaminstoß für müde Anlagen.
S T I C H W O R T
Wirkungsgrad
Oer
Begriff
bemisst.
wieviel der vom Ver-
stärker
angelieferten
Leistung
von
einem
Lautsprecher tatsäch-
lich
in
Schalldruck
umgesetzt wird.
W
e r d e g a n g e i n e r
H i F i - L e g e n d e
Der 3020 und seine Nachfolger bilden die
bestverkaufte HiFi-Serie überhaupt
D
as muss ein Schock für etahliurte Grüßen
gewesen sein Als man gerade meinte. HiFi
sei nur dann gut, wenn das Gehäuse wenigstens
50 Kilo wiegt und die Wattzahlen im hohen drei-
stelligen Bereich liegen, kam eine kleine, graue
Kiste daher und eroberte mit ihrem Messtechnik-
Lharme und rund 20 Watt unter der Haube die
Verkaufsregale. 1978 war das, als NAD mit der
ersten Generation des 3020 den Traum aller Azu-
bis, Studenten und Konfirmanden schuf
Verantwortlich für den Hype war der Norweger
Björn Erik Edvardsen, der noch heute als Techni-
scher Direktor für den Hersteller tätig ist und
auch für ITT, d e Dolby-Laboratories oder Acous
tic
Research
tätig war
Das Geheimnis
der
pfiffigen
Geistiger Vater
der Serie und
heutiger Ent-
wick-
lungschef:
Björn Erik
Edvardsen
Konstruktion war es. einfach alles wegzulassen,
was so einen Verstärker groß und teuer ausse
hen lässt, und lieber in die Punkte der Schaltung
zu investieren, die ihn grnß und schwungvoll klin-
gen lassen Hinzu kam. dass der 3020 außerge-
wöhnlich anspruchslos war und selbst an impe-
danzkritischen Lautsprechern sehr gut funktio-
nierte. Knapp zwei Millionen Exemplare brachte
NAD von seiner kleinen Wunderkiste bis heute
unters Volk, wenn man die Folgegeräte wie den
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KS&fe
L l l l S l f t
Macht auch heute noch eine gute Figur: der 3020
mit seinem schlichten, aber auch zeitlosen
Geliäusedesign
310. 320 oder das Jubiläumsmodell C320BEE
mitzählt, von dem dann schließlich alle aktuelle-
ren Budget-Vollverstärker wie der C325BEE oder
eben der kleinere C315BEE abstammen.
Den Beliebtheitsgrad kann man übrigens gut im
bekanntesten Internet-Auktionshaus ablesen, wo
vor allem das Ur-Modell - insgesamt wurden bis
1992 schon fünf Versionen auf den Markt
gebracht
des 3020 noch heute sehr gute Preise
erzielt und sich stets hoher Aufmerksamkeit
erfreut.
N A D C 3 1 5 B E E
um €350
Maße: 44x8x27 cm(BxHxT)
Garantie: 2 Jahre
Vertrieb: Dynaudio, Tel.: 04108/41800
www.nad.de
NAD wird nicht müde, jedem neuen Ver-
stärker eine nahe Verwandtschaft zum
3020 nachzusagen. Hier trifft es die Sache
aber zu 100 Prozent: Der C315BEE ist wie
sein berühmter Urahn eine geschickte Mi-
schung aus einer unspektakulären, dafür
aber sinnvollen und vollständigen Ausstat-
tung, einem sehr guten, für diese Klasse
sogar umwerfenden Klang und einer über-
aus fairen Preispolitik. Außerdem lässt
sich der handliche Vollverstärker mit prak-
tisch jedem Lautsprecher kombinieren.
LABOR
Zweimal 43 Watt leistet der 315er an acht
und zweimal 63 Watt an vier Ohm. Die Im-
pulse kommen sogar auf 144 Watt (vier
Ohm), was den angenehm dynamischen
Charakter des Verstärkers erklärt. Die
Klirrwerte sehen mit 0,005 Prozent (bei
fünf Watt) sehr gut aus, ebenso die Inter-
modulation, die bei 0,05 Prozent (fünf
Watt)
liegen.
Der
Frequenzgang
des
kleinsten NAD hat mit 110 Kilohertz eine
beeindruckende Bandbreite und weist bis
20 Kilohertz praktisch keine Abweichun-
gen auf. Prima ist auch die Kanaltrennung
von 62 Dezibel sowie das Übersprechver-
halten (Tuner auf CD) von 72 dB.
AUSSTATTUNG
Der Amp bietet insgesamt sieben Eingän-
ge, von denen einer (3,5-Miilimeter-Klinke)
direkt an der Front liegt. Ein einzelner Aus-
gang ermöglicht die „Versorgung" eines
Recorders, und die Klangregelung ist über-
brückbar. In die robusten Lautsprecher-
klemmen passen problemlos Bananen-
stecker und Gabelschuhe. Neben einem
Kopfhöreranschluss (6,3-Millimeter-Klin-
ke) findet sich als kleines Extra auch noch
eine handliche Mini-Fernbedienung auf
der Ausstattungsliste, die auch andere
Komponenten des Herstellers steuert.
S T E R F C D - t e s t
! KLANG-NIVEAU
3 6 %
PREIS/LEISTUNG
EXZELLENT
80 STEREO HIFI-SPARBUCH 2/2009